Stefanie Sargnagel – Iowa

Warum sollte man genau jetzt einen Bericht darüber lesen, wie zwei sehr unterschiedliche Frauen zusammen für ein paar Wochen nach Iowa reisen?
Weil – wenn es sich um die sehr schlaue und beredte österreichische Autorin Stefanie Sargnagel und die erfahrene Berliner Bandgröße Christiane Rösinger handelt – dabei ein extrem unterhaltsames Buch herauskommt, bei dessen Lektüre man grinst und interessiert ist, ab und zu erschrickt, nachdenklich wird und dann wieder amüsiert.
Sargnagel ist für eine Reihe von Creative-Writing-Kursen in die Universität von Grinnell eingeladen, eine liberale, genderfluide Welt, die so gar nichts mit der ländlich-reaktionären Bevölkerung der Kleinstadt zu tun hat, in der die Autorin für einige Zeit wohnen wird. Sie und Christiane tun alles, was im Ort und in der Umgebung geboten ist, sehen fern, essen gigantische Mengen an ungenießbarem Fastfood, versumpfen in dumpfen, ärmlichen Kneipen, umgeben sich mit Trump-Anhängern, lassen sich Schnellfeuerwaffen erklären und verirren sich in den Tiefen der Supermärkte und Outdoor-Stores.
Sargnagels ungemein präzise, schonungslose Reportage über das arme und unversöhnliche Amerika macht mehr als deutlich, was wir im Herbst bei der US-Präsidentenwahl zu erwarten haben. Wahrscheinlich kann man dem nur mit Sarnagel’scher Unerschrockenheit und dem Verständnis für menschliche Abgründe begegnen. Selbstironisch, derb und entwaffnend lustig.
Katharina