Rita Bullwinkel – Schlaglicht

Eine Halle in Reno, Nevada. Die Sonne fällt durch die verstaubten Oberlichter auf den in der Mitte improvisierten Boxring, die Blechwände speichern die Hitze. Die wenigen Zuschauer, später nur die „Zeugen“ genannt, stehen vereinzelt im Raum, die Ringrichter träumen von kaltem Bier.

Zwei Julitage lang ist „Bobs Boxpalast“ der Schauplatz für den Daugters of America Cup, bei dem Frauen unter 19 Jahren im Boxen gegeneinander antreten. Die Mädchen sind von weither gekommen, um sich zu schlagen, um die beste U-19- Boxerin Amerikas zu werden.
Acht junge Frauen, acht kurze Leben, die sie mit in den Kampf bringen. Konkurrenzdruck unter Geschwistern, Neid und das Ringen um Respekt kämpfen mit, aber auch Schönheit, Gefallsucht und der jugendlich-naive Anspruch auf Erfolg. Wer verzweifelt, hat schon verloren, Kontrolle steht gegen blanke Gewalt, Träume gegen Realität.

Rita Bullwinkel hat einen denkbar klugen Raum und eine ungemein starke Erzählform erfunden, um geballte Hoffnungen auf ein besseres Leben zu beleuchten.
Zweit Tage lang, Runde um Runde steht man mit den Mädchen im Ring, steckt Schläge ein, teilt aus, macht unfassbar körperliche Erfahrungen. Gleich den Boxerinnen selbst aber tänzelt Bullwinkel um die Familien, Erlebnisse und Zukunft der Mädchen herum und schafft mit jeder einzelnen ein Abbild der amerikanischen Gesellschaft.
Lebendig, physisch und schmerzhaft, aber auch zart, abgehoben und ja, poetisch.

Katharina