Johann Bargum – Nachsommer

Warum gerade die Skandinavier so präzise und gnadenlos über Familienkonstellationen schreiben (und Filme drehen) können, wäre eine eigene Untersuchung wert. Im Nachhinein jedenfalls empfindet Olof die Geschehnisse wie einen Vierhundertmeterlauf: Wenn es nur ein Chance gebe, alles nach eingehender Analyse ein zweites Mal zu tun, vielleicht würde er dabei nicht stolpern.

Dieser kleine Roman zeichnet eine kurze Zeit im Spätsommer auf, in dem Olof und sein jüngerer Bruder Carl sich nach längerer Zeit im Sommerhaus ihrer Eltern wiedertreffen, um ihrer Mutter auf dem Sterbebett beizustehen. Carl bringt seine Frau und seine zwei Söhne mit, die in ihrer Unterschiedlichkeit, dem Leben zu begegnen, auf unheimliche Weise Olofs und Carls Verhältnis zueinander spiegeln.

Es geht um lang tradierte Macht zwischen Geschwistern, Eifersucht und Unterlegenheit, um vermeintliche Sicherheit und Furcht, und, man ahnt es, die Zuneigung derselben Frau – getarnt als sommerliches Miteinander unter der fahlen finnischen Sonne, in Bootshäusern und der Leere eines verlassenen Elternhauses. Umwerfend klar und brutalst sauber aufgeschrieben.

Beeindruckt ist

Katharina

Und bestellen kann man es außerdem, nämlich brutalst sauber und genau hier.