Giuliano Da Empoli – Der Magier im Kreml

Der Erzähler dieses Romans, ein gewisser Vadim Baranov, ist der Enkel eines russischen Aristokraten und der Sohn eines gewissenhaften Kommunisten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion arbeitete er als Theaterregisseur, später als erfolgreicher Produzent vom Fernsehshows. Er ist dem real existierenden Vladislav Surkov nachempfunden, der für einige Jahre der engste Berater Putins war, bevor er 2020 in Ungnade fiel und von der Bildfläche verschwand.
Vadim, alias Vladislav, liefert in diesem Roman einen präzisen und ungemein spannenden Bericht, wie es dazu kam, dass Putin der vermeintlich kontrollierbare Nachfolger von Jelzin wurde und danach der gefürchtete und alleinherrschende ZAR, wie er in Regierungskreisen genannt wird.
 
Dabei kommt man Putin alarmierend nah und kann nicht umhin, einige vermeintliche Beweggründe seiner Regentschaft nachzuvollziehen. Gleichzeitig bewundert man die strategischen Schachzüge seines Beraters Vadim und ist gleichsam entsetzt über seine gnadenlose Intelligenz und Rücksichtslosigkeit. Mit Atemlosigkeit und Grauen verfolgt man die Putinsche Logik, mit der er seine Macht kontinuierlich ausbaut und dabei keine internen und externen Opfer scheut.
Wenn Empolis Darstellung nur halb so authentisch ist, wie man meint (und Berichten und Interviews nach, hat man Grund zur Annahme, dass dem so ist), reicht es, die Leser*in in höchste Alarmstufe zu versetzen und in ihr eine Ahnung gedeihen zu lassen, wieviel historischer Durchblick, kühle Fantasie und strategische Kühnheit von Nöten sein wird, um mit Putin in Friedensverhandlungen zu treten.
findet Katharina