Finn Job – Hinterher

Was passiert mit einem jungen gebildeten schwulen Mann, der mit seinem israelischen Freund in Neukölln lebt? Genau, er erfährt, wie es ist, von arabischen Minderjährigen bedroht zu werden, fühlt sich fehl am Platz, leidet unter der Berliner Rohheit, vermisst Schönheit und Melancholie.
Er hat reiche, strauchelnde Freunde, an deren Kokainkonsum er teilhat, leidet unter Einsamkeit und Verlust von alten Freundschaften. Vor allem aber trauert er um seinen Freund, der zurück nach Israel ging, weil die Liebe nicht ausreichte.
Eine Koksbekanntschaft lädt ihn ein, ihn für ein paar Wochen in die Normandie zu begleiten. Reise und Aufenthalt bei einem ebenso rätselhaften wie unangenehmen Hausbesitzer werden zu einem nahezu pausenlosen Drogentrip (Unfassbar, die benebelte Besichtigung der Kathedrale in Amiens!). Sommerhitze, verschlafene Tage, verfrühte Aperitifs, quälender Sex, sinnlose Gespräche. Eine aktivistische Kunstaktion in einer verlassenen Kirche, Spritztouren in überteuerte Küstenorte. Mit betäubendem Gleichmut versucht der Erzähler seine Trauer und Bedeutungslosigkeit auszuhalten. Scham, Ekel, Entkörperlichung, ab und zu ein Aufblitzen von Gedankenfetzen und schmerzenden Gefühlen.
Ein in aller Trostlosigkeit ungemein glamouröser Roman, manieriert und intelligent wie ein Christian Kracht, verschwenderisch und unaufhaltsam wie ein Kerouac. Und doch geht es nicht ums Sich-Spüren und Am-Leben-Bleiben, sondern in einer Mischung aus morbidem Stillstand und rasendem Tempo um Auflösung und Verschwinden.
Was für ein Debüt!
PS: Der Autor wird bei unserem Debütant*innenball im November lesen!