Anja Kampmann – Wie hoch die Wasser steigen

Diese Geschichte beginnt auf einer Bohrinsel im Atlantik vor der Küste Marokkos. Es herrscht Sturm, und die Männer beeilen sich, in die Kabinen zu kommen. Wenzel, ein Mann Mitte Fünfzig und erfahrener Bohrarbeiter, wartet vergeblich auf seinen jungen Freund und Kollegen Matyás, der schließlich für tot erklärt wird. Die Firma gibt ihm frei, und er macht sich auf den Weg nach Ungarn, um Matyás’ Familie von dessen Unfall zu berichten. Auf der Reise macht er Halt in verschiedenen Städten, die er von früher kennt, trifft alte Bekannte und Geliebte. Nur der Gedanke an Matyás und seine verflossene Liebe Milena halten ihn aufrecht.

Mit einer umwerfenden Präzision und verblüffender Authentizität beschreibt die 1983 geborene Anja Kampmann Gemütszustand und Haltlosigkeit des vom Leben gezeichneten Wenzel, die Trauer um seinen Freund und die diffusen Erinnerungen an seine Heimat im Ruhrgebiet, die ihm in den langen Jahren des Umherziehens abhanden gekommen ist. Offensichtlich selbst weit gereist, schafft Kampmann atmosphärisch umgemein dichte Bilder von billigen Hotelzimmern und vormittäglichen Hafenkneipen, von norditalienischen Landstraßen und ärmlichen Küchentischen.

Ein Buch, das trotz seiner oft poetischen Sprache nicht abstrakt wird, sondern fast bedrückend real. Ein ziemlich unfassbares Debüt, dessen Autorin zur Recht für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert ist

findet Katharina

Bestellen lässt sich das Buch wie immer hier.